Blues Rock

EELS – THE CAUTIONARY TALES OF MARK OLIVER EVERETT (22.04.2014)

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eels - the cautionary tales of mark oliver everettMark Oliver Everett ist leidenschaftlicher Bartträger, Sohn eines Quantenphysikers und geschieden ohne Kinder. Aber vor allem ist Everett – bekannt unter dem Pseudonym ‚E‘ – Vollblutmusiker; und dazu noch ein sehr produktiver. Nicht nur, dass er kaum ein Jahr ohne Veröffentlichung aushält, sondern jedes Studioalbum, jede Live-DVD, jede B-Seite-Compilation ist randvoll gepackt mit Songs. So kam die ‚Wonderful, Glorious‘ von 2013 inklusive Bonus-Tracks der Deluxe-Edition auf stolze 26 Titel!

Ein Jahr ist rum, das heißt für die Eels, dem Bandprojekt der zentralen Figur ‚E‘, ein neues Album wird angekündigt. ‚The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett‘ erscheint am 22. April und vorab gibt es sowohl einen Song über Soundcloud als auch einen Album-Trailer auf die Augen und Ohren. Total kauzig, nicht weniger faszinierend.

Achso, ich möchte nicht vergessen, zu erwähnen, dass Eels‚ ‚The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett‘ inklusive Bonus-CD mit nicht weniger als 26 Titeln auskommt . . .ob wir das wollen oder nicht!

Maix Fleischer

DEAP VALLY – SISTRIONIX (LP)

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artworks-000060336960-frb431-originalSo wie es vor zehn Jahren das The vor dem Bandnamen war, so könnte die Formation des Duos das nächste heiße Ding im Indie sein. Spätestens seit den unvergleichlichen Japandroids ist klar: Zwei Musiker können mehr Energie haben, als AC/DC und Motörhead zusammen. Alles was es dazu braucht: Schmissiges Songwriting, Lautstärke und diese besondere Live-fast-die-young-Energie, die nur entsteht, wenn man es auch wirklich meint. Deap Vally vereinen all diese Eigenschaften und stellten sie gerade auf einer Europatour unter Beweis. Ihr fulminantes Debütalbum ‚Sistrionix‘ ist in den USA bereits Mitte des Jahres erschienen und nun endlich auch hier erhältlich.

Deap Vally sind Lindsey Troy und Julie Edwards aus dem San Fernando Valley in Kalifornien und sie spielen ihre Art von Rockmusik so, als wäre es die einzige Musik, an die je zu denken wäre. Ein pulsierender Mix aus erdigem Blues Rock, garagenverhaftetem Schweine-Rock’n’Roll und immer wieder überschäumendem, psychedelischem Space Rock à la Hawkwind. All diese Zutaten jagt Lindsey Troy durch ihre aberwitzige Fuzz-Gitarre, deren Sound schon symbolisiert, was Deap Vally so gut macht: Sie nehmen die Musik und ihre Einflüsse unglaublich ernst – sich selbst dafür kein Stück.  Die beiden Mädels spielen diesen brodelnden Mix mit einer frenetischen Leidenschaft und Aggression, die den Mund offen stehen lässt. Sie stürzen nach vorne, vom berstenden Schlagzeug getrieben und verlieren sich im nächsten Moment in dahinfließender, krautiger Blues-Improvisation. Die Produktion des Albums verzichtet dabei mit Recht auf Verschönerungen, denn die Musik ist so pur, dass sie nicht mehr geschliffen werden muss.

Songs wie ‚Your Love‘ erinnern ganz offensichtlich an die Black Keys und die White Stripes, andere Nummern tragen die Energie der ganz frühen Yeah Yeah Yeahs. ‚Walk of Shame‘ ist eine herrlich clevere, humorvolle Übersetzung von altem Blues in neuen Indie Rock und nebenbei ein knackiger Seitenhaken auf all die Mehr-Schein-Als-Sein-Girlies, die sich noch nicht aus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit erhoben haben. Apropos: Als weibliches Duo, dass die seit Jahrzehnten von Männern dominierten Spielarten des Rocks aufgreift, kommen Deap Vally praktisch nicht um ein Statement zum Thema Gender herum. Und hier kann man nur danke sagen. Kim Gordon und womöglich sogar Judith Butler wären stolz: ‚Gonna Make My Own Money‘ meint eine Frau, die ihr eigenes Geld verdient und sich nicht von reichen Männern abhängig macht – das schöne ist jedoch, dass es dabei bleibt. Dieses einfache Statement, dass der feministische Diskurs zu oft zum Männerhass umgedeutet und damit ins Lächerliche gestürzt hat, ziehen Deap Vally durch und präsentieren sich in den restlichen Songs als lebensbejahende Frohnaturen, die so gut sind, dass sie auch automatisch auf Augenhöhe mit den Männern der Rockmusik sind, darum müssen sie nicht streiten. Alle die es vergessen haben, werden von Deap Vally daran erinnert, dass die Gender-Debatte auch cool geführt werden kann.

Das Highlight der Platte kommt ganz zum Schluss. Das psychedelisch-gewaltvolle und irgendwie ziemlich erotische ‚Six Feet Under‘ ist so aufregend und anziehend, wie es für Kinder damals eine richtig gruselige Geisterbahn war. So wie dort weiß man bei diesem Song irgendwann nicht mehr, wo man ist und wohin es führt. Diese Band hat gerade eine längere Tour mit Thurston Moore und Dinosaur Jr. hinter sich, zu denen sie perfekt passen und wer es einrichten kann, sollte sich einen Termin auf der nächsten Tour sichern. Denn was sie auf der Platte versprechen, das übertrumpfen sie live.

Daniel Schlechter