Pop

EFTERKLANGs LETZTES KONZERT

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Efterklang_byKimSvensson-300DPIDie dänischen Indiepopper und importierten Wahlberliner von Efterklang verkünden ihr letztes Konzert für Ende Februar: „One final show to celebrate them all.“ Ich versuche, uns an dieser Stelle jegliche Herr der Ringe-Referenz zu ersparen. Weiterhin heißt es: „It will be the last concert with Efterklang as you and we know it. We are not sure what happens after this concert. It is time to reflect and time to move forward. We want to fundamentally change what it means to be Efterklang and how we operate, create and perform. So come say goodbye with us!“

Ich verbuche diese knappe und abstrakte Ausdrucksweise einfach mal als künstlerische Freiheit. Auf die Reaktionen hin, zu berichten, dass sich Efterklang auflösen würden, veröffentlichten sie schon am Folgetag folgende Sätze: „Many people misunderstood our announcement yesterday. We are not splitting up. We are saying goodbye to Efterklang in its current form and to the idea of what Efterklang is. But our concert February 26th is not a funeral.“

Okay, also es wird weiterhin eine Band geben, glaub ich . . .aber Efterklang nicht, oder doch? Aber vermutlich wird weiterhin so schön verschlafene und bezaubernde Musik entstehen, wie zuletzt 2012 mit ‚Piramida‘. Dann bin ich beruhigt! „All’s well that ends better!“, klaut Tolkien von Shakespeare.

Maix Fleischer

MINOR ALPS – GET THERE (LP)

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minor alps get thereEigenlob stinkt bekanntermaßen, aber wenn dabei solch schöne Songs entstehen, bin ich gewillt, das zu entschuldigen. In so ziemlich jedem Interview drücken die beiden Protagonisten des Duos Minor Alps ihre Bewunderung für das Schaffen des jeweilig anderen aus. Matthew Caws feierte 2012 das 20-jährige Jubiläum und mittlerweile siebte Album mit Nada Surf als Leadsänger und Gitarrist. Juliana Hatfield veröffentlicht schon seit den späten 80ern Platten, u. a. mit den Blake Babies, Some Girls und solo. Beide Musiker machten in den Neunzigern flüchtige Bekanntschaft mit dem Format des musiktelevisionären Massengeschmacks. Doch scheinen sie, sich auf kleineren Bühnen wohler zu fühlen. Caws und Hatfield lernten sich schließlich eines Tages kennen, haben sich als Fans geoutet und verabredeten sich zur Zusammenarbeit. 2008 sang jeder bei einem Song auf dem Album des anderen. Und als dann Nada Surf 2012 eine Pause einlegten, begann die Arbeit an dem Debut ‚Get There‘, das Ende letzten Jahres auf Barsuk Records erschien.

Minor Alps lassen sich aus – musikalisch und textlich. Sie spielen atmosphärische Popnummern mit Akustikgitarre, Mellotron und dezentem Drumcomputer direkt neben lauten Rocksongs mit elektrischen Gitarren und hastigem Schlagzeug. Bei jedem Song haben sie eine Menge zu erzählen; kaum ein Stück kommt mit weniger als vier Strophen und dementsprechend viel Text aus. Das alles sind vielleicht Symptome eines musikgewordenen Selbstfindungstrips zweier Songschreiber, die bisher diesen Prozess allein bestritten. ‚Get There‘ – also „dort hinkommen“ – würde vom Titel her zu dieser Theorie passen. Doch vor allem ist das Album ein Glanzstück gesanglichen Könnens. Die Tonqualitäten der Stimmen von Caws und Hatfield ergänzen sich außerordentlich gut. Manchmal lassen sie sich kaum noch auseinanderhalten. Nur an wenigen Stellen überhaupt verzichten sie darauf, die Texte unisono zu singen. Wenn beide zusammen singen, entsteht ein Effekt, der die erreichte Harmonie und den künstlerischen Einklang absolut spürbar macht. Und das ist es auch, was dieses Album so besonders macht. Auf einige grandiose Songs (‚Buried Plans‘, ‚I Don’t Know What To Do With My Hands‘, ‚If I Wanted Trouble‘, ‚Maxon‘) kommt diese harmonische und vertraute Art und Weise zusammen zu singen und zu spielen. Ich hoffe, dass Minor Alps trotz des Status eines Nebenprojekts langfristig bestehen bleiben und dann beim Folgealbum der eine oder andere mittelmäßige Song als Symptom der Selbstfindung uns erspart bleibt.


Maix Fleischer

PAUL MCCARTNEY – NEW (LP)

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Kraftvoll, dynamisch, frisch! Man mag es kaum glauben, aber Sir Paul McCartney klingt jung und lebendig. Mit ‚New‘ veröffentlicht er nun wieder ein gradliniges Rock-Album, scheut dabei jedoch nicht vor Einflüssen anderer Genres. Von straightem Classic Rock, psychedelischem Krautrock über akustischem Folk bis hin zur elektronischen Musik mit Trip Hop-Vibe ist also einiges vertreten.

NEW. Ich erwische mich, noch bevor ich mir das neue Werk des ehemaligen Beatles Paul McCartney anhöre, dass ich lange über dieses Wort nachdenke. Was bedeutet ’neu‘, wenn man sich das 16. Studioalbum eines 71-jährigen Musikers und Ritter des Britischen Empire vornimmt? Was kann man „neues“ schaffen, wenn man in 46 Jahren Musikbusiness über 500 Songs geschrieben und 200 Millionen Alben und Singles verkauft hat? Was ist „neu“ an diesem Album des eigentlich stilsicheren Großmeisters des popformatigen Rock ’n‘ Rolls? Ich bin gespannt, noch während die ersten Sekunden des ersten Songs laufen. . .

Wie es sich für ein anständiges Rock-Album gehört, kracht´s zu Beginn erst einmal ordentlich. Verzerrte Gitarren, ein rollender Basslauf – angetrieben vom gelegentlich peitschenden Schlagzeug. Natürlich typisch für McCartney, hackt er die Achtelnoten ins Piano, als ob es keinen Morgen gäbe. Einige Gesangspassagen des ersten Songs erinnern an die bewusst pompöse Mehrstimmigkeit eines jeden beliebigen Queen-Songs. Warum eigentlich auch nicht? Sie runden den eher geraden Verlauf gut ab. Tatsächlich sind die ersten paar Songs recht gradlinig und simpel. Dafür machen sie aber verdammt viel Spaß! Die ersten Gedanken darüber, was er uns als „neu“ präsentieren möchte, kommen mir. Eine Person wird vorgestellt, die neu in sein Leben getreten ist. Schnell wird klar, er erhofft sich eine Menge: „You’ve got something that’ll save us. Save us now!“ Oder auch: „Could you be that person for me? Would you feel right setting me free?“

Eine Rückblende: nun ist der ritterliche Ex-Pilzkopf auf die Akustikgitarre umgestiegen und berichtet uns von einer Zeit vor den Beatles, vor dem Erfolg, als einfacher Arbeiter unterwegs. Ohne viel Schnörkelei und Metapher erinnert er sich. Ein wenig klingen seine Worte wie eine Warnung an sich selbst, an den jungen Paul: „There were rules you never told me, never came up with a plan. All the stories that you sold me, didn’t help me understand. But I had to get it worked out, had nobody who could help. So then in the end it turned out that I had to do it by myself. Hear the people shout! Hear the people shout!“ Nachvollziehbar wehmütig – man bedenke den zu frühen Tod seines Band- und Songschreiberkollegen John Lennon im Jahre 1980 – klingen die Szenen, in denen er die ersten Jahre ihrer Freundschaft und der aufflammenden Liebe zur Musik beschreibt. Wo wir grad bei ehemaligen Beatles-Mitstreitern sind: der Song ‚Early Days‘ mit seinen vielen Akustikgitarren und freundschaftlichen Worten hätte definitiv auch aus der Feder George Harrisons (Beatle Nummer drei von vier) stammen können, wenn das Schicksal es anders gewollt hätte.

Wieder angekommen im Hier und Jetzt beschäftigt sich der Titeltrack ‚New‘ konkreter mit den neuen Dingen im Leben des Paul M. Es bestätigt sich mein Verdacht, dass es sich um eine ganz besondere Person handelt: „You came along. And made my life a song. One lucky day. You came along.“ Dieser Song braucht sich in Gesellschaft seiner nahen Verwandten, wie ‚Penny Lane‘ oder ‚Good Day Sunshine‘, nicht zu verstecken. Piano, Handclaps und Uh-uhs von der ersten bis zur letzten Sekunde. Da bleibt kein Auge trocken!

Erneut ein Bruch: dieses mal zeigt sich das Mischwerk aus ingesamt vier verschiedenen Produzenten von seiner experimentellsten Seite. Paul McCartney hat bewusst junge Vertreter dieses Handwerks gesucht und das hat er nun davon. ‚Appreciate‘ kommt sehr düster und elektronisch daher. Auf sterile Trip Hop-Beats kommt monotoner Gesang. Die Atmosphäre ist so dicht, dass man gerne das Fenster aufmachen möchte. Frisch gelüftet lässt es sich doch viel besser in die zweite Hälfte des Albums starten. Ein wenig Electric Light Orchestra hier, ein wenig Brian Adams da. Die Luft scheint etwas raus, so dass ich mich nun kurzzeitig mit anderen Künstlern als Referenzen behelfen muss. Jetzt wird ganz arg Tempo rausgenommen, um wieder Stimmung aufzubauen. Mit dumpf klatschendem Schlagzeug, langsamer Akustikgitarre und psychedelischer Note singt McCartney endlich Klartext: „Come now lady don’t you do me wrong. I fell for you and now it won’t be long. Before I hold you in my arms. Before I take you to my heart again.“ In einem Interview verrät er, dass mit der neuen Frau an seiner Seite eine glückliche Periode in seinem Leben beginnt. Er fügt hinzu: „So you get new songs when you get a new woman.“ Scheint mir an dieser Stelle schon des Rätsels Lösung zu sein, was es mit dem Albumtitel ‚New‘ auf sich hat. Ich höre weiter, was uns der Mann zu dem Thema noch zu sagen hat.

Nun wird es tatsächlich etwas sexy: „Listen to me, we can give it a try. I’ll look you straight in the eye and pull you to me. What I’m gonna do next I’ll leave entirely to your imagination.“ Und ich muss zugeben, ich fühle mich etwas angegraben. Bis zum letzten Song passiert nicht mehr so viel interessantes. Wenn sich jemand Füllmaterial auf einem Album erlauben darf, dann ja wohl Sir Paul fucking McCartney. Die letzte Nummer ist wieder sehr düster und klingt ein wenig nach David Bowie. Er experiment mit Drumbeats aus der Box und der mumpfige Bass legt sich wie ein dicker Teppich unter das ganze Song-Geflecht. Der Gesang haucht in den Strophen und kommt dann umso kraftvoller im Refrain zur Geltung. Mit dieser eher gedrückten Stimmung sollen wir nun verabschiedet werden? Zum Glück gibt’s da noch einen Hidden Track, der zwar auch eher traurig daher kommt, aber das Gesamtkonzept des Albums wieder mit Inhalt fühlt. Überwältigend ehrlich und nackt offenbart McCartney uns seine Ängste, was die Zukunft betrifft. „I’m still too scared to tell you. Afraid to let you see. That the simplest of words won’t come out of my mouth. Though I’m dying to set them free.“, singt er mit authentischer Stimme, die zwischendurch fast bricht. Mit jedem weiteren Akkord seiner tragenden Klavierbegleitung bringt er uns tiefer und tiefer. Unten angekommen – in der Tiefen wunderschöner Melancholie, wird uns etwas klar: der größte noch lebende Songschreiber der Rockgeschichte, Multimillionär und Ritter des Englischen Empire Sir Paul McCartney ist ein Mensch wie du und ich. Er zeigt uns Stärken, offenbart Schwächen, hat Angst und findet Hoffnung. ‚New‘ zeigt einen musikalisch facettenreichen und textlich ausdrucksstarken McCartney wie schon lange keines seiner Studioalben mehr.

– Maix Fleischer

THE POSTAL SERVICE – GIVE UP (LP)

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Folgende Platte für die Ewigkeit ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Stilbruch in den meisten Plattenregalen bzw.den digitalen Pendants der geneigten Hörerschaft.Wenn man doch vorher nicht viel mit elektronischer Popmusik anfangen konnte, dann lohnt es sich für diese Scheibe allemal. Mit dem 2003er Album ‚Give Up‘ habenThe Postal Service sicherlich nicht nur mir eine Tür zu diesem Musikgenregeöffnet. Charmant, erfrischend, tanzbar findet die Musik ihren Weg in unsere Ohren, Beine und Herzen. Garantiert!

Das (ursprüngliche) Duo von der US-amerikanischen Westküste entstand zwei Jahre zuvor nach einer zunächst einmaligen Beteiligung Ben Gibbards an einem Song des Vollzeit-Elektronikers Jimmy Tamborello. Dessen deutlich experimentelleres und getrageneres Soloprojekt Dntel brachte 2001 sein Debutalbum zustande. Sowohl Gibbard, der als Sänger, Gitarrist und Songschreiber von Death Cab For Cutie in diesem Jahr bereits das vierte Album veröffentlichte, als auch Tamborello wollten an ihrer Liaison anknüpfen. Mit weiblicher Unterstützung bei den Background-Gesängen durch Rilo Kiley´s Jenny Lewis und Jen Wood entstand nach 10 Monaten das Debut ‚Give Up‘. Bei der Produktion (und einigen Instrumentalparts) half kein geringerer alsDeath Cab-Bandkollege und Multiinstrumentalist Chris Walla. Witzige Anekdote zwischendurch: beim Ideenaustausch und Aufnehmen spielte die amerikanische Post – United States Postal Service – eine wichtige Rolle. Tamborello schickte die Musik Gibbard per Post, der neben einiger Strukturierung dazu Gesang, Melodien und Instrumente aufnahm und dies zurück zu Tamborello sendete. Dies brachte das musikalische Seitenprojekt – mit Jenny Lewis mittlerweile zu einem Trio angewachsen – dazu, sichauf Seattles Kult-Label Sub Pop letztendlich als The Postal Service ankündigen zu lassen. Aber genug der Hintergrundgeschichten. Kommen wir zur Musik!

Zunächst noch gemächlich kommt der erste Song ‚The District Sleeps Alone Tonight‘ daher. Die ersten Schritte auf den Höher zu begleitet Jimmy Tamborello mit einer geraden Synthie-Basslinie und dazugehörigem Stolper-Beat. Ein paar kleine Stereofrickeleien fliegen uns um die Ohren, zunächst nichts aufregendes; etwas für die Stimmung dennoch. Ben Gibbard präsentiert sich anfänglich verhalten: keine allzu großen gesanglichen Sprünge; textlich beschreibt er eine Situation –vielleicht dieser nicht ganz unähnlich, in der er neu und etwas orientierungslos ist: „I’m staring at the alphalt wondering what’s buried underneath. Where I am? […] I’ll wear my badge, a vinyl sticker with big block letters adherent to my chest that tells your new friends I am a visitor here. I am not permanent.“ Er wirkt in seiner Rolle etwas schüchtern, scheint sich darin aber nicht unwohl zu fühlen. Der Gesang wird mehrstimmig und erzeugt Tiefe; wieder etwas für die Stimmung. Doch dann passiert es: nach gut zwei Minuten hat sich der Beat ausgestolpert und treibt nun dezent aber unaufhaltsam. Zwei Gitarren erzählen sich was, und Gibbard uns seine Geschichte ein Stück selbstsicherer. Elektronische Streicherklänge verabschieden uns mit dem Gefühl, dass dies nur ein kleiner Vorgeschmack auf die melodische und dynamische Vielseitigkeit des restlichen Albums war.

Tatsächlich geht’s sportlich weiter. Mit ‚Such Great Heights‘ wird uns das nächste Single-Material um die Ohren gehauen. Obwohl der Rhythmus uns von der Couch hochjagen will, setzen sich Gesang und Melodie gemütlich wieder hin. Gitarren und Streichersounds wechseln sich ab. Die Atmosphäre wirkt nie überladen. Trotz des melancholischen Untertons bleibt alles locker und ausgelassen. „Don’t wake me I plan on sleeping in!“, säuselt Gibbard und damit schalten die nächsten drei Titel erst einmal einen Gang zurück. Vielmehr zeigt sich Tamborello von seiner detailverliebten Seite: Beats, Clicks und Claps, wo das Ohr nur hinhört. ‚Nothing better‘ schält sich dort als sehr verspieltes Duett zwischen Gibbard und Jen Wood heraus, das den Song, laut Aussage Gibbards, zum einzigen positiven zum Thema Liebe macht. „Will someone please call a surgeon who can crack my ribs and repair this broken heart that you’re deserting for better company?“, klingt für mich jetzt nicht so lebens- und liebesbejahend. Aber wer bin ich, die Absichten des Künstlers in Frage zu stellen? „Tell me am I right to think that there could be nothing better than making you my bride and slowly growing old together?“ Das liest sich doch schon positiver.

Die schönen Harmonien und eingängigen Melodien lullen manchmal ein. Ich werf der Truppe einfach mal vor, ihre Einflüsse durch den Synthiepop und New Wave der 80er-Jahre nicht verstecken zu können oder gar zu wollen. Man hört New Order, Depeche Mode und Human League. Auch wenn’s für mich persönlich ein Grund wäre, sollte das aber nicht abschrecken. Zum Glück ist auf der Platte nämlich vielmehr zu hören als plumpeKlangnostalgie! Es gibt genug Details und Abwechslung zu entdecken, so dass man sich auch in schwächeren Momenten nicht langweilt.

Weiter geht’s aber ganz stark. Wieder bringen uns The Postal Service zwei Hits für die Tanzfläche. ‚Clark Gable‘ und ‚We Will Become Silhouettes‘ sind auch textlich sehr ausdrucksvoll. „I was waiting for a cross-town train in the London underground when it struck me that I’ve been waiting since birth to find a love that would look and sound like a movie. So I changed my plans. I rented a camera and a van and then I called you: ‚I need you to pretend that we are in love again‘ and you agreed to.“, berichtet uns Gibbard in ‚Clark Gable‘ als eine Art lyrischer Hobbyfilmer-Tribut an die große Leinwandlegende mit dem markanten Schnurrbart (Vom Winde verweht).

‚This Place Is A Prison‘ zeigt einen interessanten Kontrast zum sonst sehr unbeschwerten Konzept des Albums. Die Beats sind schwermütig, die Akkorde in Moll und der Gesang sehr gedrückt und deprimiert: „This place is a prison. And these people aren’t your friends. Inhaling thrills through 20-dollar bills. […] And I know that it’s not a party if it happens every night. Pretending there’s glamour and candelabra when you’re drinking by candlelight.“ Auch in ‚Brand New Colony‘ wird nach typischem Schema ein erfolgreicher The Postal Service-Song aufgebaut: der Bass ist tief, der Rhythmus holprig aber treibend, die Melodieinstrumente lassen sich Raum, vorallem im Stereobild wird eine Menge gespielt. Der Gesang ist sehr gefühlvoll und ungekünstelt, in einigen Momenten mehrstimmig. Repetitive Gitarrenriffs und ein treibendes Schlagzeug bringen zusätzlich noch ein organisches Element in den Gesamtsound. Alles in allem: absolut rund! Der letzte Titel ‚Natural Anthem‘ will uns entweder mit Vollgas wieder in den Alltag katapultieren, oder einfach noch mal so richtig ausrasten. Vielleicht ja auch beides! 4 Minuten lang wird alles übersteuert, was geht; die Disziplin geht mal komplett flöten. Mit ein paar netten Worten: „So please don’t be upset at this portrait that I paint. It may be a little biased, but at least I spelled your name right…“, und einem krachenden Schluss entlässt uns die Platte. Ich würd’s keinem übel nehmen, nach kurzer Verschnaufpause die Plattennadel wieder ganz vorne anzusetzen.

Selbst die zusätzlich veröffentlichten Coversongs und B-Seiten können kaum darüber hinwegtrösten, dass es nie ein zweites Album gab und nun auch die Band nicht mehr. Auch wenn ein Nachfolger jahrelang im Gespräch und wohl auch schon angegangen war. Wer sich dennoch etwas aufmuntern möchte, dem lege ich folgende Alben ans Herz: Dntel – ‚Life Is Full Of Possibilities‘, Death Cab For Cutie – ‚Plans‘, The Album Leaf – ‚In A Safe Place‘ oder auch The Notwist – ‚Neon Golden‘. Den Rest dürft ihr nun selbst entdecken.

– Maix Fleischer