Electronic

DAMON ALBARN – EVERYDAY ROBOTS (28.04.2014) *update: video

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damon albarn - everyday robotsDer britische Multiinstrumentalist und Genre-Hüpfer Damon Albarn (Blur, Gorillaz, The Good, The Bad And The Queen etc.) hat nun sein erstes Soloalbum mit Titel, Tracklist und Release-Datum versehen: am 28. April erscheint ‚Everyday Robots‘ mit 12 Tracks und einer Live-DVD.

Voraussichtlich werden wir eine ziemlich erdige Electronic Music zu hören bekommen, mit viel Piano, souligem Gesang und vielleicht auch Akustikgitarren. Er selber beschreibt’s als „sort of folk soul“. Ein paar Soundschnipsel gibt es schon zu hören. Es folgt auch ganz bald ein Video zum Titeltrack des Album.

*Update: Hier das Video zum ersten Song ‚Everyday Robots‘:

Das meiner Meinung nach interessantere Teaservideo zum Album ist leider von der GEMA und Google/Youtube gegeofickt. Wer’s entsperren kann, wird mit einem weiteren kurzen Clip belohnt. Diese 21 Sekunden vom Dezember letzten Jahres haben mich erst dazu gebracht, der ganzen Sache aufmerksam zu folgen.

Maix Fleischer

DARKSIDE – PSYCHIC (LP)

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DARKSIDE_Pack_ShotNicolas Jaar ist ein musikalisches Wunderkind. Im Alter von 19 Jahren gründete er das Label Clown & Sunset und brachte mit 21 Jahren sein Debüt ‚Space Is Only Noise‘ heraus. Seine Musik vibriert zwischen Minimal Techno und einer sehr spannenden, schmutzig-dunkelen Version von Soul. Langsame Beats treffen auf dahinfließende Klanggebilde. So auch auf „Psychic“, dem Debütalbum von Darkside.

Für Darkside hat sich Jaar mit Multiinstrumentalist Dave Harrington zusammengetan. Harrington hat Jaar in den letzten Jahren als Gitarrist auf Tour begleitet. Die Proben für Jaars Konzerte sollen dabei immer häufiger in endlose Jam Sessions ausgeufert sein. Für ihr erstes Konzert sollen Darkside gerade mal 20 Minuten Material fertig gehabt haben, der Rest des einstündigen Sets wurde improvisiert. Dieses Element der Improvisation macht auch ihr Debüt ‚Psychic‘ so spannend wie ein Jazzalbum. Die acht Tracks klingen meist wie Skizzen, offen und unvorhersehbar, roh und kantig, was sie keineswegs stümperhaft (dafür sind Jaar und Harrington zu sehr Vollblutmusiker) sondern überaus charmant macht.

Der Opener ‚Golden Arrow‘ setzt sich über elf Minuten nach und nach zusammen und wirkt fast wie eine atmosphärische Einstimmung für die beiden Musiker, die ihre Instrumente zwar schon umgeschnallt  haben,  aber noch in Ruhe aufrauchen wollen. Langsam baut sich der Song auf, manche seiner  Klangspuren brechen abrupt ab während neue dazukommen. Synthesizer schwirren über ruhige Celli hinweg, ein schleppender Beat setzt ein, eine diskohafte Gitarrenmelodie gesellt sich später dazu. Bald hat der Song eine eindringliche, krautrockige Dichte erreicht, die schnell wieder aufbricht, sodass nichts zu dick aufgetragen klingt.

Dröhnen, Rauschen und Knistern sind die bindenden Elemente auf ‚Psychic‘. Fast jedes Stück beginnt und endet im weißen Rauschen. Das Album wirkt wie eine Studiosession, in der Jaar und Harrington live experimentieren und einander Soundfragmente zuwerfen. Der Track ‚Heart‘ verbindet zum Beispiel einen fast marschartigen Beat mit einer sehr erdigen Gitarre, die auch aus einem Progrock-Song stammen könnte. Dazu setzt unvermittelt das Falsett von Jaar ein, mal sehnsuchtsvoll, mal gespenstisch, immer ziemlich bluesig. Das alles steuert auf die Single ‚Paper Trails‘ hinzu, dem greifbarsten Song der Platte, der vor allem vom Zwiegespräch zwischen obskurem Gesang und pointierten Gitarrenriffs lebt.  Remixe für das Berghain gibt es schon jetzt zuhauf. In ‚The Only Shrine I’ve Seen‘ nähern sich die beiden Musiker dem Funk an, setzen mal die Gitarre, mal die Synthies nach vorn und stellen ihnen einen eingängigen Beat zur Seite, der langsam einem psychedelischen Dröhnen Platz macht.

‚Psychic‘ ist eine Schatzkammer aus Klangflächen, Soundfetzen und Effekten, die gut der Soundtrack zu einem Kurzfilm von David Lynch oder einer endlosen Autofahrt durch eine verlassene Großstadt bei Nacht sein könnte. Die Art und Weise der jazzigen Improvisation, das Zusammenspiel dieser beiden Musiker ist genreunabhängig für jeden Musiker und Musikliebhaber interessant. Trotz aller Sound-Vielfalt hat jedes Stück einen stimmigen roten Faden. Auf Darkside darf man gespannt bleiben, denn offensichtlich treffen hier sehr viel Kreativität und das nötige Know-How aufeinander.

Daniel Schlechter