Indie Rock

WYE OAK – SHRIEK (28.04.2014)

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e8cf1143Ein weiteres, absolut spannendes Duo des songorientierten Indie-Rocks kündigt für dieses Jahr ein neues Album an: Wye Oak aus Baltimore, Maryland veröffentlichen am 28./29. April (City Slang in Europa/Merge in den USA) ihr viertes Studioalbum mit dem irgendwie vertraut klingenden Namen ‚Shriek‘.

Wye Oak, das sind Jenn Wasner – Gesang, Gitarre – und Andy Stack – Schlagzeug und linke Hand gleichzeitig am Keyboard. Doch um das Ganze ein wenig aufzufrischen, gab es für das neue Album leichte Änderungen in den zu bearbeitenden Frequenzbereichen. Wasner spielt nun ausschließlich die Bassgitarre zu ihrem Gesang und neben dem Schlagzeug kümmert sich Stack am Keyboard fortan um höhere Frequenzen und Melodien. anstatt wie bisher lediglich die Bassbegleitung in die Tasten zu hauen. Sollte man sich definitiv anhören und auch ansehen. Am 25. März spielen Wye Oak im Privatclub in Berlin, Kreuzberg. Also Karten bestellen, Album kaufen, sich in Fräulein Wasner verlieben. . . meine Empfehlungen!

Der erste hörbare Titel ‚The Tower‘ groovt schon mal tierisch vor sich hin und macht sich schön breit im Stereospektrum.

Maix Fleischer

PIXIES – EP2 (EP)

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pixies ep2Die US-amerikanischen Pixies sind die heimlichen Helden vieler erfolgreicher Musiker und Bands. Schon Kurt Cobain verehrte sie und gab 1994 in einem Interview zu, dass ‚Smells Like Teen Spirit‘ sein Versuch war, mit Nirvana wie die Pixies zu klingen. Viele andere, wie Weezer, Radiohead und PJ Harvey, zollten ihren Tribut. Nun veröffentlichten die Pixies – nach vielen internen Streitereien, Drogen- und Alkoholproblemen und mehreren Trennungen – im letzten Jahr mit der ‚EP1‘ erstmals seit 1991 einen Tonträger mit neuer Musik. Ich war ein wenig enttäuscht! Auch wenn ich nicht mit der Erwartung heran gegangen bin, dass die Band noch so klingt, wie vor über 20 Jahren. In diesem Jahr gab es wieder eine EP mit vier Songs. Ich hab bisher noch nicht reingehört, werde das aber nun nachholen und meine Eindrücke zur ‚EP2‘ mit Euch und einem Pott Kaffee teilen.

‚Blue Eyed Hexe‘ klingt mit seinem stockenden Gitarrenriff, dem gepressten Gesang und simplen Schlagzeug erst mal voll nach AC/DC. Das mag Leuten gefallen, mir nicht! Sänger, Gitarrist und Songschreiber Black Francis gibt zu, was ich gerne als Ausrede sehen möchte: „The song took on different forms, different music and different sets of lyrics. It went through a lot of changes before it settled where it is now.“ Der Song ist weder innovativ, noch charakterisch. Wenigstens das schräge Gitarrensolo erinnert an die Pixies. Schade drum, das Gitarrenriff ist eigentlich cool.

Weiter geht’s mit ‚Magdalena‘: ein ausgereifter Rocksong, der zeigt, dass sich Francis über die Jahre auch gesanglich entwickelt hat. Er kann auch sanft und haucht uns mit viel Kopfstimme seine Worte entgegen: „Magdalena, just between us, oh. You’re the meanest, Magdalena, oh.“ Trotz der seichten Melodien, haben die Gitarren immer noch genug Ecken und Kanten. Alles in allem ist der Song sehr atmosphärisch und rund. Das ist in Ansätzen die Innovation und Entwicklung, die ich hören will.

Den nächsten Song instrumentieren die Pixies wieder ein Stück typischer für den Sound, den sie seit ihrer Gründung 1986 so perfektioniert haben. Jedoch wirkt ‚Greens And Blues‘ dadurch ziemlich berechenbar und glatt. Bass und Akustikgitarre tragen den Song, elektrische Gitarren ergänzen mit viel Melodie. Das Schlagzeug umrahmt das Ganze und setzt ein paar Akzente. Einzig der Gesang versucht, sich neu zu erfinden. Wohl mit fragwürdigem Erfolg: die Strophen singt Francis schwach und austauschbar. In den Refrains erkenn ich ihn erst so richtig. Tatsächlich schrieb Francis den Song mit der Absicht, ein „besseres ‚Gigantic'“ hervorzubringen. Das find ich eigentlich absurd, wenn man bedenkt, dass die Band sich im letzten Jahr von Bassistin Kim Deal trennte und Songs wie ‚Gigantic‘ erst durch ihren typischen, simplen Basssound und den direkten, unverfälschten Gesang funktioniert haben. Kein schlechter Song, aber auch kein richtig guter.

Im letzten Song wird locker gelassen und in die Instrumente gehauen. ‚Snakes‘ entstand nach Aussagen des Gitarristen Joey Santiago als Jam erst während der Aufnahmesessions für die EP. Und das hört man auch. Das ganze Arrangement ist freier; ein bisschen Schrammeln hier, ein bisschen Stampfen da. Der Refrain vervollständigt den Song mit großer Melodie und breitem Sound. Ich glaube, post-hardcor’iger werden wir die Pixies nicht hören.

Nachdem ich diese zweite EP gehört habe, gefällt mir nun die erste um einiges besser. Komische Psychologie, ich weiß. Vielleicht bin ich doch nicht so enttäuscht, wie ich bisher annahm. Vielleicht braucht es auch eine dritte EP bis ich die ‚EP2‘ so richtig gut finden kann.

Maix Fleischer

OWLS – TWO (25.03.2014)

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owls - twoGilt eine Band eigentlich auch dann als „Supergroup“, wenn ihre Mitglieder nach der Auflösung in anderen erfolgreichen Konstellationen weiterhin Musik gemacht und sich dann wieder zusammengefunden haben? Keine Ahnung! Ist auch egal, ändert die Antwort nichts an den folgenden Neuigkeiten: Chicagos einst kurzlebige Indie-Supergroup Owls hat sich 2012 in der Originalbesetzung wieder zusammengetan und nun ein neues Album angekündigt. ‚Two‘ erscheint am 25. März dieses Jahres (über Polyvinyl in den USA) als Nachfolger des selbstbetitelten Debuts von 2001.

Owls – da waren und sind wieder Tim Kinsella (Joan Of Arc, Make Believe etc.), Bruder Mike Kinsella (Owen, American Football, Joan Of Arc etc.), Victor Villarreal (Ghosts And Vodka etc.) und Sam Zurick (Make Believe, Ghosts And Vodka, Joan Of Arc etc.). Die Band kreierte 2001 als Folgeband der krachigen und einflussreichen Cap’n Jazz einen reiferen Sound, den ich in seiner Vielfältigkeit aber auch Einfältigkeit vorher noch nicht gehört hatte. Poppige Melodien trafen auf stark akzentuierte Rhythmen, frickelige Gitarrenriffs auf schräge Gesangseinlagen, die zusammen ein ungewohntes, dennoch stimmiges Bild machten. Ein bisschen Post Punk, viel Math Rock, über allem die Emo-Etikette, aber alles ziemlich eigenwillig und außergewöhnlich.

Ein bisschen Angst hab ich ja, was dabei musikalisch herauskommt – nach nur einem, und dann auch noch grandiosen Album und zehn Jahren Sendepause. Angesichts des ersten hörbaren Titels ‚I’m Surprised. . .‘ bin ich sehr gespannt!

Maix Fleischer

MINOR ALPS – GET THERE (LP)

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minor alps get thereEigenlob stinkt bekanntermaßen, aber wenn dabei solch schöne Songs entstehen, bin ich gewillt, das zu entschuldigen. In so ziemlich jedem Interview drücken die beiden Protagonisten des Duos Minor Alps ihre Bewunderung für das Schaffen des jeweilig anderen aus. Matthew Caws feierte 2012 das 20-jährige Jubiläum und mittlerweile siebte Album mit Nada Surf als Leadsänger und Gitarrist. Juliana Hatfield veröffentlicht schon seit den späten 80ern Platten, u. a. mit den Blake Babies, Some Girls und solo. Beide Musiker machten in den Neunzigern flüchtige Bekanntschaft mit dem Format des musiktelevisionären Massengeschmacks. Doch scheinen sie, sich auf kleineren Bühnen wohler zu fühlen. Caws und Hatfield lernten sich schließlich eines Tages kennen, haben sich als Fans geoutet und verabredeten sich zur Zusammenarbeit. 2008 sang jeder bei einem Song auf dem Album des anderen. Und als dann Nada Surf 2012 eine Pause einlegten, begann die Arbeit an dem Debut ‚Get There‘, das Ende letzten Jahres auf Barsuk Records erschien.

Minor Alps lassen sich aus – musikalisch und textlich. Sie spielen atmosphärische Popnummern mit Akustikgitarre, Mellotron und dezentem Drumcomputer direkt neben lauten Rocksongs mit elektrischen Gitarren und hastigem Schlagzeug. Bei jedem Song haben sie eine Menge zu erzählen; kaum ein Stück kommt mit weniger als vier Strophen und dementsprechend viel Text aus. Das alles sind vielleicht Symptome eines musikgewordenen Selbstfindungstrips zweier Songschreiber, die bisher diesen Prozess allein bestritten. ‚Get There‘ – also „dort hinkommen“ – würde vom Titel her zu dieser Theorie passen. Doch vor allem ist das Album ein Glanzstück gesanglichen Könnens. Die Tonqualitäten der Stimmen von Caws und Hatfield ergänzen sich außerordentlich gut. Manchmal lassen sie sich kaum noch auseinanderhalten. Nur an wenigen Stellen überhaupt verzichten sie darauf, die Texte unisono zu singen. Wenn beide zusammen singen, entsteht ein Effekt, der die erreichte Harmonie und den künstlerischen Einklang absolut spürbar macht. Und das ist es auch, was dieses Album so besonders macht. Auf einige grandiose Songs (‚Buried Plans‘, ‚I Don’t Know What To Do With My Hands‘, ‚If I Wanted Trouble‘, ‚Maxon‘) kommt diese harmonische und vertraute Art und Weise zusammen zu singen und zu spielen. Ich hoffe, dass Minor Alps trotz des Status eines Nebenprojekts langfristig bestehen bleiben und dann beim Folgealbum der eine oder andere mittelmäßige Song als Symptom der Selbstfindung uns erspart bleibt.


Maix Fleischer